Was ist "Bullwhip-Effekt"?
Der Bullwhip-Effekt oder auch im deutschen als Peitscheneffekt bezeichnet, ist ein Problem aus dem Supply Chain Management (Lieferkette). Der Begriff sagt aus, dass in Lieferketten, eine marginale Nachfrageveränderung des Endkunden zu Schwankungen in den Bestell- und Liefermengen in der gesamten Supply Chain beteiligten Parteien/Bereiche führt. Materialbestände, Kapazitäten und Abläufe können nicht optimal geplant werden.
Der Begriff wurde erstmal in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Forrester beschrieben. Deshalb ist der Bullwhip Effekt auch als Forrester Effekt bekannt. Forrester hat Zusammenhänge zwischen Bestellmengen und Lagerbeständen analysiert und festgestellt, dass Veränderungen in der Nachfrage auf Ebene der Kunden, große Schwankungen entlang der gesamten Supply Chain verursachten. Solche Schwankungen sehen in einer grafischen Darstellung wie ein Peitschenschlag aus. Daher hat der Name seinen Ursprung.
Der Bullwhip-Effekt führt zu zahlreichen Problemen in der Supply Chain. Eine unregelmäßige bzw. schwankende Nachfrage an Produkten führt dazu, dass Kapazitäten innerhalb der Supply Chain nicht vollständig ausgenutzt werden können oder überlastet sind. Perioden mit einer Überlastung von Aufträgen, folgen Perioden mit einer Unterlastung. Während der Überlastungsphase können Aufträge nicht termingerecht gefertigt werden, während bei einer Unterlastung die Kapazitäten nicht voll genutzt werden können. Dies hat zur Folge das Unternehmen hohe Lagerbestände vorhalten, um nicht in Lieferengpässe zu kommen und den Kundenbedarf nicht befriedigen zu können. Je weiter Prozessbeteiligte der Supply Chain vom Endverbraucher entfernt sind, desto höher fallen Lagerbestände aus. Die Folge daraus sind hohe Lager- und Kapitalbindungskosten für Unternehmen.
Eine Supply Chain unterliegt zeitlichen Verzögerungen bei Material- und Informationsflüssen. Dadurch entsteht eine geringe Flexibilität und verspätete Reaktion auf eine Veränderung im Bestellverhalten der Kunden. Dadurch entsteht eine mangelnde Verfügbarkeit und führt zu erhöhten Herstellungs-, Transportkosten und unzufriedenen Kunden.
Gänzlich vermeiden lässt sich der Bullwhip-Effekt nicht. Jedoch lassen sich die Auswirkungen des Bullwhip Effekt reduzieren. Ein verbesserter Informationsaustausch zwischen den in der Supply Chain befindlichen Bereiche (Einkauf, Vertrieb, Produktion, Logistik …) führt zu einer deutlich verbesserten Reaktion auf schwankende Mengen bei Kundenbestellungen. Arbeiten alle beteiligten Bereiche eng und transparent zusammen, führt dies zu einem verbesserten Material-, Informations- und Warenfluss.
Eine weitere Möglichkeit dem Bullwhip-Effekt vorzubeugen, wird durch die Anwendung der Heijunka Methode erreicht. Die Heijunka Methode bringt die Herstellungsmengen der Produktion auf ein konstantes Niveau, so dass externe Schwankungen wirkungslos bleiben.