Expertendialog
Sinnhaftes Wirtschaften
Prof. Dr. Constantin May und Prof. Dr. Andreas Syska machen sich Gedanken über Deutschland, in diesem Beitrag
über das Thema "Sinnhaftes Wirtschaften". Beide Professoren sind sowohl mit der Hochschulwelt als auch mit der
Wirtschaft eng verbunden. Sie halten engen Kontakt zu Unternehmen unterschiedlichster Größe und Branchen.
So erfahren sie von beiden Seiten "wo der Schuh drückt". Prof. May und Prof. Syska lassen in diesem Dialog die
Leser an ihren Erfahrungen und Gedanken zu unterschiedlichen Themen teilhaben.
P
rodukte effizient herzustellen ist
die eine Sache. Doch was nutzt es,
wenn Dinge produziert werden, die
niemand braucht? In der aktuellen Krise
bietet sich die Gelegenheit, unser gesamtes
Wirtschaftssystem auf den Prüfstand zu
stellen. Wie kann das Wirtschaftssystem
der Zukunft aussehen, welche Rolle spielen
Operational Excellence, der Markt und die
Nachhaltigkeit?
Prof. Syska: Ein zentraler Punkt von Ope-
rational Excellence ist die Eliminierung von
Verschwendung und damit der Effizienz-
gewinn. Ist alles, was wir hocheffizient
und verschwendungsfrei tun auch gut für
die Gesellschaft? Oder gibt es auch Pro-
dukte und Wirtschaftszweige, die schädlich
sind, deren Herstellung wir mit unseren
Lean-Instrumenten aber perfektionieren?
Ich vermisse bei aller Begeisterung für das
Thema die Diskussion um den Nutzen für
den Menschen und den Beitrag für das All-
gemeinwohl.
Prof. May: Sicherlich ist die Eliminierung
von Verlusten und Verschwendung ein Teil
des Weges von Operational Excellence.
Aber es gibt zwei grundlegende OpEx-Prin-
zipien. Erstens: Mitarbeiter entwickeln und
zweitens: Wert für den Kunden schaffen.
Damit wird der Nutzen von OpEx für den
Menschen und das Allgemeinwohl sehr
schnell deutlich. Und dem Aspekt der Pro-
dukte würde ich mich ganz einfach nähern:
Die Produkte mit Wert, also für die jemand
bereit ist, Geld zu bezahlen, sind gut. Punkt.
Unternehmen, die es verstehen, Kunden-
bedürfnisse richtig zu befriedigen, werden
erfolgreich sein. Und wir helfen ihnen dabei,
wettbewerbsfähig zu bleiben.
Prof. Syska: Diese Marktwirtschaft lässt
aber Produkte und Dienstleistungen zu,
deren Notwendigkeit den Menschen ein-
geredet wurde.
Prof. May: Ja, das mag sein. Aber wer
soll entscheiden, was notwendig ist und
was nicht? Ist eine gute Flasche Plzer
Riesling notwendig? Sicher nicht, aber ich
gebe gerne Geld dafür aus. Und die meisten
Menschen werden bei entsprechendem
Einkommen nicht nur notwendige Dinge
kaufen. Solche Produkte würden auch
gekauft werden, wenn sie aus ineffizienten
Fabriken kämen – dann lieber verschwen-
dungsarm produzieren. Lassen Sie uns für
bestens qualifizierte Menschen kämpfen,
die neue Technologien und Produkte entwi-
ckeln. Sorgen wir dafür, dass alle ihr volles
Potenzial entfalten können.
Prof. Syska: Vorausgesetzt, dass dieses
Potenzial in die richtige Richtung gelenkt
wird.
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Sinnhaftes Wirtschaften
Wie schaffen wir die Reduzierung auf das Maximum?
von Constantin May und Andreas Syska
Prof. May: Ja, zum Beispiel Klopapier –
am besten gleich einen Dreimonatsvorrat.
Prof. Syska: Wäre der Effizienzgewinn der
letzten beiden Jahrzehnte in Zeit ausbezahlt
worden, hätten wir heute die 20-Stunden-
Woche. Stattdessen treiben wir das Hams-
terrad immer weiter an und erzählen uns auf
Konferenzen gegenseitig voller Stolz, wie
gut uns das gelingt.
Prof. May: Dann wären wir aber auch auf
dem Lohnniveau von vor 20 Jahren ste-
hengeblieben, hätten also etwa 35 Prozent
weniger Netto als heute. Wobei – vermutlich
gäbe es dann überhaupt keine Arbeitsplätze
mehr in der freien Wirtschaft. Ihre Aussage
mit dem Hamsterrad impliziert, dass OpEx
auf ein Antreiben des Hamsterrades zielt.
Dabei geht es doch um smarteres Arbeiten,
nicht schnelleres. Es soll übrigens auch
Menschen geben, die unheimlich viel Spaß
an ihrer Arbeit haben und gerne 40 oder 60
Stunden in der Woche arbeiten.
Prof. Syska: Derzeit setzen wir Arbeit
mit Erwerbsarbeit gleich. Gerade jetzt
erlebe ich einen Ausbruch an Kreativität,
an Nachbarschaftshilfe und vielem mehr.
Ich finde es furchtbar, dass wir das nicht
zur Entfaltung kommen lassen, nur weil wir
glauben, die Menschen müssten unbedingt
die von Ihnen erwähnten 40 bis 60 Stunden
pro Woche mit Erwerbsarbeit verbringen.
Der Monitor unseres Wirtschaftssystems
nimmt Leistung nur in Form von sozialver-
sicherungspflichten Jobs oder Beiträgen
zum Bruttoninlandsprodukt wahr. Zum
Beispiel gilt Kindererziehung erst dann als
Leistung, wenn sie nicht mehr selbst durch-
geführt, sondern externen Dienstleistern
zugeschoben wird.
Prof. May: Da stimme ich Ihnen zu. Also
müssen wir den Begriff "Wertschöpfung"
neu denken im Hinblick auf die Sinnhaf-
tigkeit von Produkten und Dienstleistungen.
Prof. Syska: Ja, und ich spreche nicht nur
einigen Produkten und Dienstleistungen
ihren Sinn ab, sondern ganzen Branchen.
Prof. May: Jetzt bin ich aber gespannt.
Prof. Syska: Nehmen wir das Gesund-
heitswesen, das wir eigentlich Krank-
heitswesen nennen sollten. Dort geht es ja
fast nie um Vorbeugung oder gar Empow-
erment von Gesundheitskunden, sondern
fast ausschließlich um Genesung von
Prof. May: Welche Richtung richtig ist, ent-
scheidet der Markt. Nicht unsere Gesinnung!
Prof. Syska: Stimmt. Ihren Riesling will
ich Ihnen auch gar nicht wegnehmen...
Prof. May: Bin ich froh...
Prof. Syska: ...Ich ziele auf etwas anderes.
Bei Operational Excellence stellen wir uns
nämlich die Frage, wie wir eine Sache
machen. Wir sollten uns aber die Frage
stellen, warum wir diese Sache machen.
Prof. May: Das tun wir doch. Im Rahmen
des Zielentfaltungsprozesses steht zuerst
die Frage nach der Unternehmensvision.
Diese sollte auch eine Antwort auf das
"Warum" bzw. nach dem Sinn – oder wie
man derzeit viel hört – dem "Purpose"
geben. Die Corona-Krise bringt es nun mit
sich, alles auf den Prüfstand zu stellen und
uns gegebenenfalls neu auszurichten.
Prof. Syska: Krisen machen meistens
Unsichtbares sichtbar. Wie die Schwächen
unseres Wirtschaftssystems, das offenbar
nur deshalb ins Schwanken gerät, weil
Menschen nur noch das kaufen, was sie
wirklich brauchen.
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Kranken, also die störungsbedingte Instand-
setzung des Systems "Mensch". TPM
bezeichnet dies als "Shut Down" und damit
als Verlust. Warum gelten diese Dinge also
als Wirtschafts"leistung"?
Prof. May: Spannender Gedankengang
Prof. Syska: … der viele Beispiele zu Tage
fördert. Eines davon ist die Logistikbranche,
welche die Aufgabe hat, im Auftrag von
Produzenten und Händlern, Material zu
transportieren, zu lagern und zu zählen. In
den Fabriken bezeichnen wir so etwas als
Verschwendung, außerhalb aber als Wirt-
schaftsleistung. Das verstehe, wer will.
Prof. May: Der Kunde ist bereit, für die
Logistikdienstleistung zu bezahlen – also
keine Verschwendung.
Prof. Syska: Wenn das so wäre, könnte ich
meine Intralogistik einem externen Dienst-
leister übertragen. Schon wäre sie keine Ver-
schwendung mehr, schließlich bezahle ich ja
dafür. Wenn Sie diesen Gedanken zulassen,
dann sind wir mit OpEx ganz schnell fertig.
Prof. May: Okay, aber vielleicht kennen Sie
den Begriff "Notwendige Verschwendung"
– die ist doch dann wieder sinnvoll?
Prof. Syska: Sinnvoll erscheint derzeit
alles, was sozialversicherungspflichtige
Arbeit schafft. Auch, wenn es sich um
Muda-Jobs handelt, über die wir an dieser
Stelle vor einiger Zeit sprachen. Zum Bei-
spiel beschäftigen Unternehmen Menschen,
um die vom Staat und seinen Berden
geforderten Zahlen, Deklarationen oder
Kontrollmitteilungen zu erzeugen, zusam-
menzutragen und abzuliefern. Dies bindet
in Deutschland die Arbeitskraft von über
600.000 Menschen. Diese Administration in
Form von Reporting hat mit Wertschöpfung
nichts zu tun. Die dahinterliegenden Pro-
zesse könnten wir nach allen Regeln der
Makigami-Kunst in Richtung Operational
Excellence führen. Damit wird aber kein
Kunde glücklicher.
Prof. May: Da stimme ich Ihnen zu.
Prof. Syska: Gut 20 Prozent unseres
Bruttoinlandsprodukts entstehen im
Krankheitswesen und in der Logistik – und
dieser Anteil steigt auch noch. Unsere
Volkswirtschaft, also das "Unternehmen
Deutschland", ist weit weg von Operational
Excellence und merkt es nicht einmal.
Natürlich könnten wir die Abläufe auf einer
Intensivstation effizienter machen. Aber
re es nicht besser, dafür zu sorgen, dass
Menschen da gar nicht erst hinmüssen?
Prof. May: Auch hier bin ich bei Ihnen,
die autonome und vorbeugende Instand-
haltung am Menschen sollte mehr Gewicht
bekommen, dann hätten wir weniger "Shut
Downs". Und das Arbeitsumfeld sollte nie-
manden krank machen.
Prof. Syska: Genau darum geht es mir:
OpEx zielt auf smarteres Arbeiten. Was
halten Sie davon, diese Sichtweise auf die
ganze Volkswirtschaft zu übertragen? Von
der Vision über Zielzustände zu konkreten
Schritten. In Unternehmen funktioniert dies
sehr gut. Warum sollte es nicht auch für
eine ganze Volkswirtschaft funktionieren?
Prof. May: OpEx für Deutschland?
Prof. Syska: Und für alle anderen Volks-
wirtschaften, die sich hierfür interessieren.
Dabei wird Spannendes herauskommen.
Nämlich die Antwort auf die Frage, wohin
wir als Industriegesellschaft unsere Krea-
tivität, Leistungsbereitschaft und unsere
mentalen sowie natürlichen Ressourcen
lenken sollten. Darauf einen Riesling?
Prof. May: Unbedingt. Besser gleich zwei!
Prof. Syska: Unter diesem Aspekt sind
wir auch schnell wieder bei den begrenzten
Ressourcen. Natürlich können wir unnütze
Dinge kaufen und weiter auf Wachstum
setzen, aber die Party ist irgendwann
vorbei. Wir hören ja bereits die Kehraus-
Musik.
Prof. May: Ich bin da ein wenig skeptisch.
Erinnern Sie sich an die 70er Jahre? Seit 50
Jahren sprechen wir über die Grenzen des
Wachstums und wir hören: Die Welt geht
unter. Wir haben keine Ressourcen mehr
Bis jetzt ist nicht eingetreten, was man sei-
nerzeit vorhergesagt hatte. Der Mensch ist
unglaublich erfindungsreich, wenn gewisse
Ressourcen eng werden. Aber ich bin
insofern bei Ihnen, dass es weltweit noch
sehr viele Menschen gibt, die Wohlstand
anstreben und sich ganz viele Dinge kaufen
möchten. Wenn dieser Wohlstand, was
ja wünschenswert ist, sich weltweit ver-
breitet, dann bekommen wir ein Problem.
Betrachten wir nur den Plastikll in den
Meeren und die Umweltverschmutzung. Da
müssen wir gut überlegen, wie wir Produkte
so gestalten können, dass sie der Umwelt
keinen Schaden zufügen.
Prof. Syska: Mir ist auch nicht bange
davor, dass Rohstoffe ausgehen können.
Beispielsweise ist es nicht der Fall, dass die
Ölvorkommen erscpft sind, nur die Explo-
ration wird immer aufndiger. Was uns
Probleme macht sind die Verdauungs-End-
produkte unseres Wirtschaftens. Wir ver-
müllen unser eigenes Heim und bekommen
gerade zu spüren, dass wir uns selber ver-
giften. Wir kippen Flüssigkeiten, die wir
selber nie trinken würden, in Gewässer.
Wir schicken Gase in die Atmosphäre, die
wir niemals einatmen würden. Produkte
verrotten in der Erde und wir nehmen diese
über die Nahrungskette durch Pflanzen zu
uns. Das sind die Grenzen des Wachstums,
nicht die Rohstoffe.
Prof. May: Verstehe. Doch ich glaube, das
"Wir" kann man nicht so allgemein stehen
lassen. Wir haben in Deutschland unheim-
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Die Autoren
Prof. Dr. Constantin May
Akademischer Direktor, CETPM
Hochschule Ansbach
constantin.may@cetpm.com
Prof. Dr. Andreas Syska
Lehr- und Forschungsgebiet
Produktionsmanagement,
Hochschule Niederrhein
andreas.syska@hs-niederrhein.de
liche Fortschritte – in den, sagen wir mal,
zurückliegenden 70 Jahren – gemacht,
was unsere Umwelt angeht. Flüsse sind
wieder klar, die Luft ist sauber. Mehr Sorgen
macht mir, dass in den Schwellenndern
das Bewusstsein für Umweltthemen noch
nicht sehr ausgeprägt ist. Bei Reisen in Süd-
Ost-Asien sah ich beispielsweise, dass die
Menschen einfach ihren Müll in den nächst-
gelegenen Fluss reinkippen und dann landet
er irgendwann im Meer. Das sind eher die
Punkte, wo man angreifen müsste. Dennoch
möchte ich Deutschland nicht als sen-
dungsbewusstes Land sehen, das meint,
es müsse anderen Ländern vormachen, wie
man vorbildlich lebt. Da müssen die Men-
schen schon selber draufkommen.
Prof. Syska: Sie wollen also keine sau-
beren Technologien entwickeln und diesen
Ländern verkaufen?
Prof. May: Doch, oh doch, aber nicht mit
erhobenem Zeigefinger.
Prof. Syska: Das ist richtig. Der erhobene
Zeigefinger verkauft bekannterweise immer
ganz schlecht.
Prof. May: Wir haben z. B. tolle Produkte,
mit denen man aus Abfall Energie gewinnen
kann. Technologien bei uns herstellen, die in
anderen Ländern Probleme lösen und damit
Geld verdienen – das begeistert mich. Aber
zu sagen, wir müssen unbedingt vorbildlich
leben und wir müssen jetzt Wattestäbchen
ohne Plastik haben und wir dürfen keine
Plastiktüten mehr verwenden… Das wird
die Welt nicht weiterbringen, wenn man
sieht, was für Plastikmassen in anderen
Ländern in die Meere gekippt werden…
Prof. Syska:von denen die Industriena-
tionen einen Großteil dorthin exportieren.
Prof. May: Wir brauchen kein Sendungs-
bewusstsein, wir sollten uns zuerst um
unsere eigenen Probleme kümmern.
Prof. Syska: Sendungsbewusstsein – das
Wort bekommt beim Müllexport einen ganz
anderen Klang. Ich habe einen Vorschlag:
Entsorgen wir unseren Plastikmüll doch
selbst, statt ihn nach Asien zu schicken.
Der Export von Müll sollte so hoch besteuert
werden, dass es wirtschaftlich lukrativer
ist, ihn hier zu entsorgen. Gleichzeitig
bekämen Entsorgungstechnologien ihre
Anwendung und könnten zur Reife gebracht
werden. Dies stoppt nicht nur den Müll-
export sondern auch den Fluss der Kro-
kodilstnen sowie das Finger Pointing in
Richtung Asien. Und wenn wir schon mal
dabei sind, schicken wir den Elektronik-
schrott auch nicht mehr nach Westafrika,
sondern entsorgen ihn hier.
Prof. May: Wir sehen mal wieder, dass
viele Probleme nicht lokal lösbar sind,
sondern nur global. Am Ende gilt: wenn wir
es schaffen, bei uns mit Erfindungsreichtum
und mit gut ausgebildeten Menschen tolle
Technologien zu entwickeln, die die Welt
besser machen und die helfen, Probleme zu
lösen, dann haben wir auch genug indust-
rielle Wertscpfung bei uns. Das ist der
Weg – der deutsche Weg. Wir sollten mit
dem, was wir gut können – mit dem Kopf
arbeiten, Erfindungsreichtum, guter Inge-
nieurarbeit, guten Fabriken – dann sowas
herstellen. Das wäre für mich eine schöne
Perspektive, mit der ich wieder eine Zukunft
für den Industriestandort Deutschland sehe.
Prof. Syska: Hier schließt sich der Kreis,
dass wir Erfindergeist brauchen und ihn
fördern sollten. Es gibt deutliche Indika-
toren, die das zeigen. Ich habe vor zwei
Jahren eine Mitteilung gelesen, welche
Studiengänge sich hierzulande gut entwi-
ckeln. Die MINT-Studiengänge treten auf
der Stelle und haben einen Zuwachs von
1 Prozent, aber enormen Zuwachs ver-
zeichnen Verwaltungsstudiengänge, Wirt-
schaftsprüfung und Steuern. Warum? Weil
es zukunftstchtig ist, weil es da ja eine
Menge Jobs gibt.
Prof. May: Genau diese Jobs tragen weder
zur Wertschöpfung noch zur Ökologie bei.
Prof. Syska: Nein, es wird aber damit ver-
wechselt und ich sehe es mit Sorge, wenn
junge Leute sich auf solche Jobs stürzen.
Und es kann sein, dass wir uns damit unsere
Grundlage entziehen. Wir verwalten uns nur
noch und machen Konzepte füreinander,
aber wer bezahlt die Party?
Prof. May: Genau das ist der Punkt.
Prof. Syska: Was halten Sie von einer
grundlegenden Reform unseres Steuer-
systems? Steuern sollen ja steuern. Ich
fordere eine Reform, die den Namen ver-
dient, statt des heute praktizierten „on-
top. Meine Vorstellung: Nicht wer Leistung
erbringt, soll zahlen, sondern derjenige,
der diese Leistung rücksichtslos erwirt-
schaftet. Unternehmensgewinne und Löhne
ren künftig steuerfrei, der Raubbau an
Ressourcen, Flächenverbrauch, Ausstoß
von Klimagasen und Lärm wird aber so
teuer, dass die so hergestellten Produkte
am Markt nicht mehr interessant sind.
Und bevor jetzt das allgemeine Lamento
angestimmt wird, wonach die Abgabenlast
immer gßer wird: ich habe Ihnen soeben
sämtliche Steuern auf Unternehmensge-
winne, Löhne und Gehälter erlassen.
Prof. May: Das ist doch mal eine tolle
Perspektive zum Abschluss! Machen Sie
einen Termin im Finanzministerium für uns
beide?
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